Wein Essig Barrique Ausbau

Balsamico, wie er heute vielfach angeboten wird, verdient in sehr vielen Fällen nicht mehr die Bezeichnung unter der er verkauft wird. Verbirgt sich doch meistens dahinter ein reines Industrieprodukt, welchem man durch eine gehobene Produktbezeichnung eine nicht existierende Einmaligkeit und etwas Eklusivität angedeihen lassen möchte. Bei reinem Weinessig sieht dieses verhältnis schon ganz anders aus. Ob Dressing, Soße, Braten oder Nachtisch, faszinierende kulinarische Streifzüge sind Ihnen mit diesem Essig sicher. Wir haben es ja ursprünglich selber nicht glauben wollen, da die hektischen Verstrickungen einer  typischen Terminverspätung alle gehegten Erwartungen erst einmal, zumindest unserer Vorstellung nach in Schall und Rauch aufgehen ließ. In der Nachsicht betrachtet versetzte uns jedoch genau diese Verspätung in die vorzügliche Lage diese Essigsorten in unser Angebot aufzunehmen, da wir uns vollkommen frei und unbelastet entscheiden konnten. Weinbau nach alter Tradition und die Moderne lassen sich im heutigen Spanien gut miteinander vereinbaren. Eine nachhaltige Bewirtschaftung von Rebflächen bzw. Weinbergen bewirkt die langfristige und beständige Ausbeute an Qualität, bei gleichzeitiger Schonung natürlich vorhandener Resourcen. Glücklicherweise besinnen sich viele spanische Weinbauer und Winzer inzwischen wieder auf das Wissen ihrer Vorfahren und bekennen sich damit auch zur Vielfalt und Individualität, die spanische Weine über die vergangenen Jahrhunderte immer ausgezeichnet hat.

Besonders gelungen ist diese Prozeß in der Weinkellerei AVGVSTVS FORVM in Sant Vicenc de Calders, nahe El Vendrell in der Region des Penedès Bajo. Dort werden nicht nur gute Weine erzeugt, sondern auch Weinessigsorten hergestellt, die mittlerweile zu den führenden in Europa und der restlichen Welt zählen. Zahlreiche Sterneköche und Gourmets  haben  dieses zwischenzeitlich mehrfach bestätigt, man exportiert in die gesamte Welt. Die beiden Winzer Josep Puig und Joan Roca begannen dort Anfang der achtziger Jahre hobbymäßig Weine zu keltern und kultivierten ausgesuchte Rebsorten durch konsequenten Ausbau im Barrique-/Eichenfass zu Spitzenweinen weiter. Heute stehen ihre Weine mit in der Kategorie der guten Weine des Penedès, welche in den Bewertungen vieler Sommeliers und anerkannter Fachleute, sowie internationaler Weinführer regelmäßig mit guten Beurteilungen aufwarten können. Bestätigt durch diesen Erfolg und nach weiteren langwierigen Untersuchungen begannen die Senores Puig und Roca ihre ersten Kleinserien der FORVM Essigsorten herzustellen, welche sich schnell als Delikatessen und Spezialitäten für die ansruchsvolle Küche etablieren konnten und den Erfolg der Kellerei weiter erhöhten. Die römische Schreibweise des Firmennamens liegt in der geografischen Lage der Weinkellerei begründet, ihre Ländereien erstrecken sich entlang der alten Handelstraße Via Augusta, welche zur Römerzeit von Rom bis nach Cadiz verlief.

Nur durch Zufall haben wir im Herbst 2006 dieses Weingut überhaupt gefunden. Ein unscheinbarer Weg zweigt westlich hinter El Vendrell von der Straße nach Sant Vicenc de Calders ab und führt erst einmal durch ein Areal voller Olivenbäume. Der Name des Weingutes stand zwar auf unserer Liste der zu besuchenden Weingüter in der engeren Wahl für eine persönliche Besichtigung, wir hatten auch ein Treffen mit der Geschäftsleitung für diesen Tag um 16,00 Uhr telefonisch vereinbart, jedoch war der Termin wegen unserer vergeblichen Suche nach der richtigen Einfahrt, bereits seit mehr als 45 Minuten überfällig, so dass wir nur noch wenig Hoffnung auf Erfolg hatten. Ebenfalls hatten wir keine genaue Vorstellung über die Produkte der Kellerei und schon gar keine Idee, dass wir einen der führenden Produzenten von spanischem Weinessig treffen würden. So folgten wir diesem Weg und nach weiteren 150 bis 200 Metern kamen im leicht in Richtung Mittelmeerküste abfallenden Gelände die Anbauflächen eines sehr gut gepflegten Weinbaubetriebes in Sicht. Die Parzellen mit den dort angebauten Rebsorten, welche alle römisch beschriftet waren. erschienen uns recht zahlreich. Wie wir bereits befürchtet hatten, machte das Anwesen einen sehr ruhigen Eindruck und natürlich war vom arbeitenden Personal niemand zu sehen. Ohne weitere Erwartungen riskierten wir erst einmal einen Rundblick nachdem wir unseren Wagen abgestellt hatten, konnten jedoch auf Anhieb auch jetzt niemanden entdecken. So wollten wir fast schon wieder abfahren, als sich uns doch ein Mitarbeiter der Kellerei näherte und nach unserem Anliegen fragte. Wir kämen aus Deutschland und wären auf der Suche nach einer Kellerei mit guten Weinen, die bereit wäre ihre Produkte über uns direkt zu vermarkten, erzählten wir ihm. Hm, ja, aber leider sei der zuständige Manager zu einem Treffen außerhalb von El Vendrell unterwegs, aber er könne uns auf jeden Fall die Produktion und die anderen Abteilungen der Weinkellerei zeigen.

So besichtigten wir den kompletten Betrieb einschließlich Edelstahltanks, Weinlager, Abfüllung und Versandabteilung und waren von der Ordnung, die überall zu sehen war mehr als beeindruckt. Alles sah relativ neu, gut gepflegt und blitzsauber aus. Während der Mitarbeiter und der Manager zwischenzeitlich telefonierten, (wie wir glaubten herausgehört zu haben), kam uns die Idee dass wir es von unserer Seite aus, auf alle Fälle mit der Firma AVGVSTVS versuchen sollten. Nachdem die Besichtigung der Bodega sich dem Ende näherte wurden wir gefragt, ob wir auch an Essig Interesse hätten und einmal probieren wollten. Ich fragte mich, Essig weshalb? (Unterwegs waren wir ja in Wein-Angelegenheiten,) an Essig hatte niemand von uns, nicht einmal ansatzweise gedacht. Aber warum eigentlich nicht? Ich blickte meinen Partner fragend an. Der nickte, und so wurden wir in einen großen Keller mit lauter Holzfässern geführt, wo wir die drei Sorten des Hauses tropfenweise probieren konnten. Ja, uns verschlug es wirklich erst einmal die Sprache und wir starrten uns gegenseitig ungäubig und schweigend an. Der Mitarbeiter lächelte und wartete seelenruhig unsere weitere Reaktion ab. Glücklicherweise wurde uns vor Ort sehr schnell klar, dass diese Weinessigsorten wahre Delikatessen sind und unser Weinprogramm hervorragend ergänzen würden. Die Besichtigung der Kellerei näherte sich dem Ende und immer noch unter dem herrlichen Eindruck der gerade probierten Essigsorten und dem immer stärker werdenden inneren Ärger über meine "lange Leitung", begannen wir uns zu verabschieden. Man vereinbarte noch einen telefonischen Termin für den nächsten Tag, um mit dem Manager über die weiteren Einzelheiten einer Zusammenarbeit zu sprechen, als der Mitarbeiter noch einen AVGVSTVS Chardonnay, Jahrgang 2003 hervorzauberte, die wir für eine Weinprobe mitnehmen sollten. Wir waren immer noch so sehr von den Essigen beeindruckt, dass wir unser Hauptanliegen fast total vergessen hätten. Verschmitzt grinsend winkte er uns noch zum Abschied zu. Aus Zeitmangel kam für uns leider bei dieser Reise ein weiterer Termin mit dem Manager nicht mehr in Frage, wodurch wir nach unserer Rückkehr nach Deutschland auf eigene Nachforschungen und Telefongespräche mit der Kellerei angewiesen waren.

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